Konflikte in Beziehungen friedvoll lösen
Beziehungskonflikte sind für viele Menschen die Art von Konflikten, die am meisten belastet. Einfach, weil so viele Emotionen im Spiel sind. Gleichzeitig sind Konflikte – egal, ob in der Liebesbeziehung oder anderswo – nicht vermeidbar. Umso wichtiger ist es, Beziehungskonflikte konstruktiv und friedvoll lösen zu können, ohne dass es zum großen Knall kommt.
Das Wunderbare an einer echten Konfliktlösung – im Gegensatz zu einem halbfertigen Kompromiss – ist, dass sie eure Beziehung sogar stärken kann. Denn wenn ihr es schafft, eine Lösung auf Augenhöhe zu finden, mit der beide ehrlich zufrieden sind, fühlen sich beide Parteien wertgeschätzt, verstanden und angenommen. Es gibt nur Gewinner und keinen Verlierer.
Schwelender Streit hingegen ist wie Gift für eine Beziehung: Jede Diskussion zum Thema, die wieder ohne Lösung endet, vertieft bei beiden das Gefühl von „nicht gesehen werden“, und die damit Kluft zwischen euch.
Wie also kann man Beziehungskonflikte friedvoll lösen? Hier habe ich 3 Tipps für dich:
Beziehungskonflikte lösen mit diesen 3 Tipps
Während du diese 3 Tipps gleich liest, überlege dir: Hinsichtlich welcher Punkte spürst du bei dir Nachholbedarf? Wie könntest du die Tipps für dich persönlich anwenden, um den nächsten Streit konstruktiv zu lösen?
Tipp 1: Streich den Satz „Wenn du mich wirklich liebst, dann…“ aus deinem Wortschatz
Deinen Partner vor die Wahl zu stellen „Liebst du mich und machst, was ich will“ oder „Du liebst mich nicht und unsere Beziehung ist damit quasi beendet“ ist einfach unfair und erzeugt großen Druck. Denn dein Partner hat auch eigene Bedürfnisse, die dem Anschein nach aktuell nicht mit deinen vereinbar sind – deshalb kam es zum Streit.
Aber auch die Bedürfnisse des anderen wollen respektiert und geachtet werden. Schließlich will doch jeder für beide das Beste, oder?
Oft greifen Menschen aus Not zu diesem Satz, wenn sie schon alles versucht haben, dem Partner zu vermitteln, wie wichtig das Thema für einen selbst ist – aber nichts funktioniert hat. Leider erzeugt dieser Satz nur noch mehr Druck: Schließlich unterstellst du deinem Partner damit, er würde keine Liebe für sich empfinden. Und das tut weh.
Dass dein Partner noch nicht verstanden hat, wie wichtig dir ein Thema wirklich ist, zeigt vielmehr, dass eure Kommunikation noch Lücken aufweist. Oft sind die starken Gefühle, die hinter einem Thema stecken, für den anderen nicht direkt ersichtlich.
Beispiel: Du ärgerst dich, weil dein Partner wieder nicht den Abwasch gemacht hat. Dein Partner versteht nicht, wieso dich das so aufregt („Das bisschen Geschirr kann doch mal einen Tag länger stehen!“). Dich triggert aber eigentlich nicht das dreckige Geschirr. Sondern die Tatsache, dass du dich auf deinen Partner nicht verlassen kannst.
Aber wie kannst du es schaffen, dass dein Partner dich wirklich versteht? Das erfährst du im nächsten Tipp:
Tipp 2: Klarheit schaffen, in dich gehen
„Warum regst du dich eigentlich so auf?!“
„Ich weiß nicht, ich ärgere mich einfach so!“
Kennst du das? Häufig sind wir uns selbst gar nicht bewusst, warum wir uns über eine Sache oder Verhaltensweise so ärgern. Das Problem dabei: Wenn wir unsere eigenen Gefühle und Motive tief im Inneren nicht benennen können, können wir sie auch nicht formulieren – und so dem Partner auch nicht vermitteln, warum es uns so am Herzen liegt, eine Lösung für ein bestimmtes Problem zu finden.
Wenn du dich also das nächste Mal ärgerst, gehe in dich und versuche herauszufinden, welche Gefühle, Ängste und Sorgen wirklich dahinterstecken. Oft sind es Dinge wie:
- Ich fühle mich nicht wertgeschätzt
- Ich fühle mich nicht geliebt
- Ich möchte mich auf dich verlassen und dir vertrauen können
- Ich habe das Gefühl, keine Fehler machen zu dürfen
- Ich habe das Gefühl, ich kann es dir nie recht machen
Sobald du dir dessen bewusst bist, kannst du es genau so deinem Partner kommunizieren. Und, glaube mir:
Ein „Liebling, ich sehe, du hast den Abwasch wieder nicht gemacht. Es ist mir wichtig, dass du es machst, und zwar nicht, weil das Geschirr da nicht noch einen Tag länger stehen könnte. Sondern, weil es mir zeigt, dass ich mich auf dein Wort nicht verlassen kann, und das macht mich traurig.“
…trifft auf mehr Verständnis als ein…
„Warum hast du schon wieder den Abwasch nicht gemacht, willst du mich eigentlich verarschen?!“
Oder? 😉
Tipp 3: Reden, reden, reden
Zuletzt ist es natürlich nicht nur wichtig, dass du dir nicht nur selbst über die einem Konflikt zugrunde liegenden Gefühle klar wirst – sondern sie deinem Partner auch kommunizierst. Das erfordert neben einer großen Portion Mut auch gegenseitiges Vertrauen.
Nur durch offenes, ehrliches und aufrichtiges Reden miteinander könnt ihr Verständnis für die Gefühle und den Standpunkt des anderen entwickeln. Und das gegenseitige Verständnis wiederum ist die Voraussetzung dafür, eine Lösung zu finden, die beide Seiten zufriedenstellt.
Oft können durch die richtige Kommunikation Konfliktthemen schon aus dem Weg geschafft werden, bevor sich ein Streit überhaupt zusammenbraut.
Über die Autorin
Tara Hanke ist Resilienztrainerin und Entspannungscoach. Auf dem Blog von traincomed.de schreibt sie zu Themen wie Konfliktmanagement, Mediation, Stressabbau und mehr. Traincomed.de bietet neben Konfliktmanagement Seminaren und Deeskalationstraining im Raum Rosenheim und Bad Aibling Coaching an.